Visuelle Unterstützung von Fluglotsen bei neuartigen Anflugprozeduren

Abstract

Innovative Konzepte zur verbrauchs- und lärmoptimierten Führung des Anflugverkehrs an Flughäfen sehen vor, dass Flugzeuge mit bzw. ohne modernes Flugsteuerungssystem nach zwei unterschiedlichen Anflugverfahren zum Flughafen geführt werden. Die beiden Verkehrsströme werden erst kurz vor der Landebahn an einem zentralen Einfädelpunkt vom Fluglotsen zusammengeführt, wodurch vergleichsweise hohe koordinative Anforderungen an den Fluglotsen gestellt werden. Die zeitliche Koordination der Flugzeugtypen kann durch eine Projektion (einem „Ghost“) ausgerüsteter Flugzeuge auf die Anflugroute der nicht ausgerüsteten Flugzeuge unterstützt werden. Zwei Ghostingsysteme (zeit- vs. distanzbasiertes Ghosting) werden untersucht. Während sich beim zeitbasierten Ghosting die Projektion mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, entspricht sie beim distanzbasierten Ghosting der variablen Geschwindigkeit des realen Flugzeugs. Die N = 10 Versuchspersonen ohne professionelle Fluglotsenkenntnisse arbeiteten in einer Mikrowelt-Simulation mit beiden Ghostingsystemen und ohne Ghosting. Die Reihenfolge der Durchgänge wurde experimentell variiert. Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass beide Ghostingsystem zu einer Verbesserung der objektiven Leistung führen (weniger Separationsverletzungen). Allerdings wurde teilweise eine Verschlechterung des Situationsbewusstseins bezüglich der Position der realen ausgerüsteten Flugzeuge beobachtet. Die Mehrheit der Teilnehmer berichtete, dass zeitbasiertes verglichen mit distanzbasiertem Ghosting weniger anstrengend sei und zugleich hilfreicher für das Zusammenführen der Flugzeugtypen. Die Ergebnisse dieser Studie werden in den weiteren Designprozess einfließen und mit Fluglotsen validiert werden.