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Ich ersetze ein Auto: Elektro-Lastenräder für den klimafreundlichen Einsatz im Kuriermarkt. Vorhaben 03KSF029 der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMUB. Schlussbericht

Gruber, Johannes (2015) Ich ersetze ein Auto: Elektro-Lastenräder für den klimafreundlichen Einsatz im Kuriermarkt. Vorhaben 03KSF029 der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMUB. Schlussbericht. Projektbericht. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR). 92 S.

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Offizielle URL: http://www.ich-ersetze-ein-auto.de

Kurzfassung

Status quo Ehrgeizige Klimaschutzziele und ein gleichzeitig kontinuierlich wachsendes Verkehrsaufkommen im städtischen Güterverkehr machen die Entwicklung und den Test von neuen Belieferungskonzepten auf der „letzten Meile“ notwendig. Eine mögliche Maßnahme zur Emissionsreduktion ist der Einsatz von Elektro-Lastenrädern für Kurierdienstleistungen. Ziel Das Projekt "Ich ersetze ein Auto" hatte den Anspruch, Elektro-Lastenräder als innovative und umweltfreundliche Fahrzeugkategorie im Tagesgeschäft von Kurierunternehmen zur Nutzung zu bringen und zu etablieren. Parallel sollte eine intensive wissenschaftliche Begleitforschung die verkehrlichen und emissionsbezogenen Potenziale, aber auch die Nutzerakzeptanz einer typischen Form des gewerblichen Lastenradeinsatzes bewerten. Kommunikatives Ziel von „Ich ersetze ein Auto“ war ein hoher Bekanntheitsgrad, welcher im Sinne des „Best Practice“ weitere potenzielle Nutzer für den Einsatz elektromobiler Alternativen im städtischen Güterverkehr sensibilisieren sollte. Methode Die Analysen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung stützten sich auf eine umfangreiche Datenbasis mit rund 2,7 Mio. Auftragsdaten der beteiligten Praxispartner. Um die Akzeptanz der größtenteils selbstständigen Kuriere gegenüber Elektro-Lastenrädern zu bewerten, wurden zwei quantitative Erhebungen vor Beginn und gegen Ende des Einsatzzeitraums durchgeführt. Mithilfe univariater und multivariater statistischer Verfahren konnte das Meinungsbild dieser Berufsgruppe nachgezeichnet werden. Zur qualitativen Bewertung der Implementierung der Elektro-Lastenräder in die betrieblichen Abläufe der Unternehmen wurden Expertengesprächen mit den Geschäftsführern, Disponenten und einzelnen Kurieren geführt. Ergebnisse Der breit angelegte Flottenversuch gab acht Kurierzentralen deutschlandweit die Möglichkeit, elektrifizierte Lastenräder zu nutzen. Die 40 zweirädrigen iBullitts und der dreirädrige CargoCruiser wurden zum festen Bestandteil der Logistik der beteiligten Unternehmen. In der 21-monatigen Projektlaufzeit beförderten die Kuriere mit den Elektro-Lastenrädern ca. 127.000 Sendungen – dies sind rund 8 % aller Aufträge der beteiligten Firmen. Dabei legten die Kuriere mit den Fahrzeugen eine Strecke von etwa einer halben Million Kilometer zurück. Einige Spitzenreiter nutzten das Projektfahrzeug für 400 Aufträge monatlich. Die Potenziale von Elektro-Lastenrädern werden sowohl von Fahrrad- als auch von Pkw-Kurieren positiv eingeschätzt. Derzeit ist der Umstieg auf dieses Fahrzeuge allerdings vor allem für Fahrrad-Kuriere und kaum für Pkw-Kuriere attraktiv. Zahlreiche Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Kuriere gegenüber Elektro-Lastenrädern konnten ermittelt werden, darunter Merkmale des soziodemographischen Hintergrunds, der beruflichen Organisation und der persönlichen Einstellung. Den stärksten positiven Einfluss auf die Nutzungsentscheidung hatte jedoch die eigene Lastenrad-Erfahrung, welche dieses Projekt rund 230 Kurieren ermöglichte. Aufgrund der Dominanz von kleinen Gutgrößen und kurzen Auftragsdistanzen im städtischen Kuriermarkt sind Elektro-Lastenräder prädestiniert, Pkw-Fahrten zu ersetzen und dadurch klimafreundlich im Kuriermarkt zu wirken. Rund 42 % der von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren durchgeführten Aufträge und 19 % der daraus resultierenden Fahrleistung könnten mit Elektro-Lastenrädern substituiert werden. Bereits während der Projektlaufzeit konnte eine Verbesserung des umweltfreundlichen Anteils am Fahrleistungs-Modal-Split von rund 2 % erreicht werden, resultierend in ca. 53-56 t direkter CO2-Einsparung. Das Projekt erzielte bundesweit eine große Sichtbarkeit. Die Wirkung der Fahrräder wurde so – über die begrenzte unmittelbar umgesetzte CO2-Emissionsreduktion hinaus – vervielfacht. Elektro-Lastenräder wurden weithin als alternative Transportmittel für die Verteilung von Sendungen und für Kleintransporte sichtbar. Zahlreiche privatwirtschaftliche Unternehmen und öffentliche Stellen bekundeten ihr Interesse an einer Lastenrad-Nutzung. Das Projekt diente auch anderen öffentlichen Einrichtungen wie dem BMVI und der Landeshauptstadt München als Grundlage zur Entscheidung, ihrerseits den gewerblichen Einsatz von Lastenrädern bzw. dessen Erforschung zu fördern. Alle Projektfahrzeuge werden auch nach Projektende weiterhin von den Kurierzentralen genutzt, an einigen Standorten ist darüber hinaus ein Ausbau der Flotte vorgesehen. Schlussfolgerungen Das Projekt „Ich ersetze ein Auto“ war ein wichtiger Schritt zur Etablierung von Elektro-Lastenrädern in der Kurierbranche – das große technische Potenzial dieser Fahrzeuge ist aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Häufig entwickeln sich die Strukturen im Kuriermarkt langsam und gerade bei kleineren Unternehmen ohne strategisches Konzept. Dies ist aber notwendig, wenn es darum geht, die Innovation Elektro-Lastenrad nachhaltig im Betriebsablauf zu verankern, Bestandskunden auf diese Alternative aufmerksam zu machen oder neue, lastenrad-affine Aufträge zu akquirieren. Die individuellen Kuriere sind als wichtige Akteursgruppe im Kuriermarkt zu beachten, da sie in Bezug auf Fahrzeug- und Auftragswahl weitgehend autonome Entscheidungsträger sind. Sie stehen der Nutzung von Elektro-Lastenrädern deutlich aufgeschlossener gegenüber, wenn sie diese Fahrzeugkategorie bereits selbst getestet haben. Dies lässt den Schluss zu, dass größer angelegte Flottenversuche, wie sie etwa im Projekt „Ich ersetze ein Auto“ durchgeführt wurden, sinnvoll für die Akzeptanz gegenüber neuen, umweltfreundlichen Verkehrskonzepten sind. Eine Veränderung der bestehenden Strukturen in Richtung einer klimafreundlichen Nutzung von Elektro-Lastenrädern auf der „letzten Meile“ ist im Gange, aber noch nicht abgeschlossen. Dank der großen Außenwirkung des Projekts „Ich ersetze ein Auto“ konnten zahlreiche Multiplikatoren innerhalb und außerhalb der Kurierbranche erreicht werden. Eine Verstetigung der gewerblichen Lastenradnutzung darf erwartet werden.

elib-URL des Eintrags:https://elib.dlr.de/98945/
Dokumentart:Berichtsreihe (Projektbericht)
Titel:Ich ersetze ein Auto: Elektro-Lastenräder für den klimafreundlichen Einsatz im Kuriermarkt. Vorhaben 03KSF029 der Nationalen Klimaschutzinitiative des BMUB. Schlussbericht
Autoren:
AutorenInstitution oder E-Mail-AdresseAutoren-ORCID-iDORCID Put Code
Gruber, Johannesjohannes.gruber (at) dlr.deNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Datum:Januar 2015
Referierte Publikation:Nein
Open Access:Ja
Seitenanzahl:92
Status:veröffentlicht
Stichwörter:Lastenräder, Elektro-Lastenräder, Wirtschaftsverkehr, städtischer Güterverkehr, Kurier, Nutzerakzeptanz, Elektromobilität, sustainable urban freight, cargo cycle
Institution:Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
Abteilung:Institut für Verkehrsforschung
HGF - Forschungsbereich:Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr
HGF - Programm:Verkehr
HGF - Programmthema:Verkehrssystem
DLR - Schwerpunkt:Verkehr
DLR - Forschungsgebiet:V VS - Verkehrssystem
DLR - Teilgebiet (Projekt, Vorhaben):V - Verkehrsentwicklung und Umwelt II (alt)
Standort: Berlin-Adlershof
Institute & Einrichtungen:Institut für Verkehrsforschung > Wirtschaftsverkehr
Hinterlegt von: Gruber, Dr. Johannes
Hinterlegt am:19 Nov 2015 15:05
Letzte Änderung:31 Jul 2019 19:55

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