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Nutzung arbeitspsychologischer Methoden zur Einschätzung menschlicher Fehler gegenüber dem Regelwerk des Eisenbahnbetriebs

Hammerl, Malte und de Filippis, Monica und Feldmann, Frederike und Meyer zu Hörste, Michael (2008) Nutzung arbeitspsychologischer Methoden zur Einschätzung menschlicher Fehler gegenüber dem Regelwerk des Eisenbahnbetriebs. In: Rail Automation 2008 - Betriebliche Regelwerke - Einflüsse von Technik und Mensch, Zukunftsperspektiven, Seiten 123-142. Rail Automation 2008, 2008-06-03 - 2008-06-04, Braunschweig (D).

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Kurzfassung

Um das betriebliche Regelwerk für Eisenbahnmitarbeiter auf Schwachstellen zu analysieren, wird am DLR ein arbeitspsychologischer Ansatz gewählt, der die kognitiven Anforderungen an den Menschen am Arbeitsplatz in den Fokus stellt. Die Betrachtung der „Human Factors“ erlaubt dabei einen neuen Blickwinkel auf das Entstehen menschlicher Fehler und den Einfluss des Regelwerks. Die Konzernrichtlinie 408 repräsentiert das aktuell gültige Regelwerk für Zugfahrten der Deutschen Bahn AG. Das Bestreben nach europäischer Interoperabilität des Eisenbahnverkehrs erfordert die Schaffung eines einheitlichen Regelwerks. Ein so genannter „European Code of Operational Rules“ muss jedoch sowohl länderspezifische Unterschiede in Technologien, als auch verschiedene Verfahren und Sicherheitsphilosophien der Mitgliedsländer berücksichtigen. Für den Abgleich nationaler und internationaler Regelwerke und die Wahl des günstigsten Weges zur Zusammenführung ist eine Abstrahierung der betrieblichen Abläufe in den einzelnen Ländern nötig. Dazu müssen grundsätzliche Aufgaben identifiziert und ihre Ergebnisse spezifiziert werden. Eine solche Strukturierung und Analyse der Arbeitsplätze im Eisenbahnsystem wird im vorgestellten Ansatz durch zwei Methoden erreicht. Die Arbeitssysteme des Triebfahrzeugführers und des Fahrdienstleiters werden erstens in einem Modell der Einflussfaktoren und Wirkungsbeziehungen abgebildet. Zweitens kommen arbeitspsychologische Verfahren zur Anwendung, die kognitive Faktoren in den Vordergrund stellen. Im Modell des Arbeitssystems wird das Regelwerk als ein Einflussfaktor auf den Menschen aufgefasst. Die Wirkungsbeziehungen werden in einer umfassenden Modellierung der Mensch-Maschine-Interaktionen, der zugehörigen Einflussfaktoren sowie der Input und Outputs identifiziert und visualisiert. Das Modell zeigt anschaulich, wie das Regelwerk als ein Baustein sozialer und organisationeller Ergonomie eine Auswirkung auf das Handeln des Menschen bei der Arbeit hat. Der Fokus bei Betrachtung des Regelwerks liegt auf der Vermeidung menschlicher Fehler. Globales Ziel der Gestaltung des Arbeitsplatzes ist dabei die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Sicherheit des Bahnsystems wie auch der menschlichen Zufriedenheit. Um die Gestaltung des Arbeitsplatzes systematisch zu unterstützen und Schwachstellen aufzuzeigen, kommen arbeitspsychologische Verfahren der Aufgaben- und Fehleranalyse zur Anwendung. Ein Großteil der Analysemethoden basiert auf der genauen Beschreibung der Tätigkeitsebene eines Arbeitsplatzes, z.B. durch HTA (Hierarchical Task Analysis). Als Alternative wird eine Form der kognitiven Arbeitsanalyse (Cognitive Work Analysis) unter stärkerer Einbeziehung von Informationsverarbeitung, Wissen, Zielen und Denkprozessen genutzt. Verschiedene Methoden zur Analyse der menschlichen Fehler (Human Reliability Analysis) können in einem zweiten Schritt diese unterschiedlichen Arbeitsanalysen nutzen, um menschliche Fehler zu kategorisieren und ihre Ursachen, Konsequenzen und Auftretenswahrscheinlichkeiten einzuschätzen. Im vorgestellten Ansatz werden anhand bestehender Unfallanalysen zunächst prototypische Szenarien, in denen menschliche Fehler am Unfallhergang beteiligt sind, spezifiziert. Für diese Szenarien werden anschließend auf der Grundlage des betrieblichen Regelwerkes unterschiedliche Arbeitsanalysen und darauf aufbauende Fehleranalysen durchgeführt. Künftig sollen mittels Modellierungen, Interviewtechniken oder Tätigkeitsbeobachtungen weitere Szenarien identifiziert und diese in Simulatorstudien im Labor RailSiTe untersucht werden. Die Anwendung der vorgestellten Methoden auf bestimmte Szenarien erlaubt exemplarische Aussagen zum Einfluss des Regelwerks auf menschliche Fehler. Daraus können konkrete Empfehlungen zur Gestaltung der Richtlinien abgeleitet werden, die die Wahrscheinlichkeit menschlicher Fehler verringern. Des Weiteren wird erwartet, dass differenziertere Untersuchungen menschlicher Fehler Risikoanalysen und Sicherheitsbetrachtungen unterstützen. Für die Zusammenführung nationaler und internationaler Regelwerke leisten die Methoden außerdem einen Beitrag für die Abstrahierung und Analyse der Aufgaben der Eisenbahnmitarbeiter.

elib-URL des Eintrags:https://elib.dlr.de/54408/
Dokumentart:Konferenzbeitrag (Vortrag)
Titel:Nutzung arbeitspsychologischer Methoden zur Einschätzung menschlicher Fehler gegenüber dem Regelwerk des Eisenbahnbetriebs
Autoren:
AutorenInstitution oder E-Mail-AdresseAutoren-ORCID-iDORCID Put Code
Hammerl, MalteNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
de Filippis, MonicaNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Feldmann, FrederikeNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Meyer zu Hörste, MichaelNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Datum:Juni 2008
Erschienen in:Rail Automation 2008 - Betriebliche Regelwerke - Einflüsse von Technik und Mensch, Zukunftsperspektiven
Referierte Publikation:Ja
Open Access:Ja
Gold Open Access:Nein
In SCOPUS:Nein
In ISI Web of Science:Nein
Seitenbereich:Seiten 123-142
Herausgeber:
HerausgeberInstitution und/oder E-Mail-Adresse der HerausgeberHerausgeber-ORCID-iDORCID Put Code
IfEV, TU Braunschweig, NICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Status:veröffentlicht
Stichwörter:Eisenbahn, menschliche Fehler, Human Factors, menschliche Zuverlässigkeit, HTA
Veranstaltungstitel:Rail Automation 2008
Veranstaltungsort:Braunschweig (D)
Veranstaltungsart:nationale Konferenz
Veranstaltungsbeginn:3 Juni 2008
Veranstaltungsende:4 Juni 2008
Veranstalter :IfEV, TU Braunschweig; Siemens Rail Automation Academy
HGF - Forschungsbereich:Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr
HGF - Programm:Verkehr
HGF - Programmthema:Verkehrsmanagement (alt)
DLR - Schwerpunkt:Verkehr
DLR - Forschungsgebiet:V VM - Verkehrsmanagement
DLR - Teilgebiet (Projekt, Vorhaben):V - DELPHI (alt)
Standort: Braunschweig
Institute & Einrichtungen:Institut für Verkehrssystemtechnik > Bahnsysteme
Hinterlegt von: Schwartz, Stefanie
Hinterlegt am:23 Jun 2008
Letzte Änderung:24 Apr 2024 19:18

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