Mind the Gap: Untersuchung des Unterschieds zwischen objektiver und subjektiv wahrgenommener Auslastung im öffentlichen Personennahverkehr unter Berücksichtigung der Covid-19-Pandemie als potenzieller Einflussfaktor

Kurzfassung

Die vorliegende Arbeit untersucht die Diskrepanz zwischen der objektiven und subjektiv wahrgenommenen Auslastung im öffentlichen Personennahverkehr und inwiefern die Covid- 19-Pandemie einen Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene Auslastung hat. Dies dient primär der Beantwortung der Frage, wie Fahrgäste die objektive Auslastung im Fahrzeug wahrnehmen, um Implikationen für eine optimale Fahrgaststeuerung ableiten zu können. Dafür wurde über einen Zeitraum von 13 Monaten die subjektiv wahrgenommene Auslastung von N = 1987 Teilnahmen in vier Regionalbahnen in Berlin erhoben und den mittels automatischer Fahrgastzählsysteme erfassten Daten zur objektiven Auslastung zugeordnet. Darüber hinaus wurde die aktuelle Covid-19-Pandemielage im entsprechenden Zeitraum über Google Trends-Daten und Daten des Abwassermonitorings für die epidemiologische Lagebewertung approximiert und den Auslastungsdaten zugeordnet. Anschließend wurden zwei Mehrebenenanalysen durchgeführt, um einerseits zu prüfen, ob es einen Unterschied zwischen der objektiven und subjektiv wahrgenommenen Auslastung gibt und andererseits, ob die aktuelle Covid-19-Pandemielage einen Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene Auslastung hat. Die Ergebnisse der ersten Mehrebenenanalyse zeigen, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen der objektiven und subjektiv wahrgenommenen Auslastung gibt. In der zweiten Mehrebenenanalyse konnte durch die Hinzunahme der aktuellen Covid-19-Pandmielage die Modellpassung signifikant verbessert werden. Dabei zeigte der Regressionskoeffizient der aktuellen Covid-19-Pandemielage approximiert über Google Trends entgegen der getroffenen Annahme einen signifikant negativen Effekt. Der Regressionskoeffizient der aktuellen Covid-19-Pandemielage approximiert über das Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung wurde nicht signifikant. Es wird die limitierte Generalisierbarkeit der Stichprobe sowie die Einschränkungen ausgehend vom gewählten Studiendesign diskutiert. Zusätzlich werden praktische Implikationen für Fahrgäste und Verkehrsbetriebe erarbeitet