Einfluss von Umwegen auf bevorzugte Reisewege im öffentlichen Personenverkehr

Kurzfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von geografischen Umwegen auf die bevorzugte Reiseroute von NutzerInnen im öffentlichen Personenverkehr untersucht. Dies wurde mithilfe eines Wahlexperiments in Form eines Online-Fragebogens umgesetzt. 438 TeilnehmerInnen entschieden sich in 18 Wahlaufgaben zwischen je zwei Verbindungsoptionen. Die Verbindungsoptionen unterschieden sich in den vier Einflussfaktoren Reisedauer, Umstiege, Umweglänge und Umweglage voneinander. Jeder Einflussfaktor hatte drei mögliche Ausprägungen. Der Hälfte der TeilnehmerInnen wurde das Experiment in einem innerstädtischen Szenario präsentiert, in welchem der Zielpunkt 10 km vom Startpunkt entfernt lag. Die andere Hälfte erhielt das außerstädtische Szenario, in welchem von einem 55 km entfernten Vorort in die nächste Großstadt gefahren werden sollte. Die Ergebnisse wurden mit einer Conjoint-Analyse auf Grundlage einer bedingten logistischen Regression ausgewertet. Die Auswertung zeigte, dass sowohl eine erhöhte Reisedauer als auch eine erhöhte Anzahl an Umstiegen dazu führen, dass die Chancen einer Verbindungsoption gewählt zu werden sinken. Wider Erwarten zeigte die Auswertung das Gegenteil für eine erhöhte Umweglänge. Es wurde auch gezeigt, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Umweg erst am Startpunkt erfolgt, also in die falsche Richtung führt, oder am Zielpunkt und am Ziel vorbeiführt. Im Vergleich dazu verringert ein Umweg, der zwischen Start- und Zielpunkt erfolgt und die Strecke mehr von der Luftlinie entfernt, die Chance einer Verbindungsoption gewählt zu werden. Es waren Zweifel an der Repräsentativität der Stichprobe nötig, da vor allem junge, in Großstädten lebende und hoch gebildete TeilnehmerInnen stark überrepräsentiert waren. Auch wurde die Vermutung erläutert, dass die Ergebnisse bzgl. der Umweglänge auf das Versuchsdesign und die gewählte statistische Methode zurückzuführen sein könnten. Durch die kritische Betrachtung dieser Limitationen wurden Wege für zukünftige Arbeiten im selben Themengebiet aufgezeigt. Aufgrund der Überrepräsentation von in Großstädten wohnenden Personen in der Stichprobe wurden aus den Ergebnissen auch nur Empfehlungen für den öffentlichen Personenverkehr in Städten formuliert. Diese konzentrieren sich vor allem darauf, teils bereits in Städten verkehrende Regionalbahnen als Expresslinien alternativ zu lokalen Verkehrsmitteln besser zu vermarkten und sichtbar zu machen.