Nachhaltig mobil - überall? Die kleinräumige Verteilung des Potentials für nachhaltige Mobilität. Praxistauglichkeit eines neuen Index am Beispiel eines Münchener Quartiers

Kurzfassung

Informationen darüber, inwiefern nachhaltige Mobilität lokal möglich ist, sind für Akteure der Mobilitätswende aus Kommunen, Mobilitätsdienstleistern und Wohnungsunternehmen als Planungsgrundlage von entscheidender Bedeutung. Zu ihren Aufgaben zählt, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass alle Menschen - unabhängig von z.B. Einschränkungen - an jedem Ort umwelt- und ressourcenschonend unterwegs sein können. Allerdings sind insbesondere kleinräumige Daten zur Beschreibung der Möglichkeiten dafür bisher nicht gebündelt und in einheitlicher Form vorhanden. Eine praxisrelevante Frage ist daher, wie sich Informationen zu einer handhabbaren und verständlichen Grundlage verknüpfen lassen, die die räumliche Verteilung des nachhaltigen Mobilitätspotentials beschreibt und die Planung entsprechender Anpassungen für benachteiligte Räume ermöglicht. Der Konferenzbeitrag stellt den neu entwickelten Nachhaltige-Mobilität-Index vor, der das standortbezogene Potential für sozial gerechte und ökologisch verantwortliche Mobilität beschreibt. Er verknüpft dabei verschiedene Indikatoren, die entweder mit Verkehrsvermeidung, -verlagerung oder der effizienteren Abwicklung von Verkehr im Zusammenhang stehen. Ergebnis ist eine räumlich differenzierte Darstellung des lokalen Mobilitätspotentials. Daran lässt sich auch erkennen, ob bestimmte Räume und damit Personengruppen gegenüber anderen benachteiligt sind. Der Index umfasst u.a. Maße zur nahräumlichen Erreichbarkeit von Einrichtungen des täglichen Bedarfs, der Fußgängerfreundlichkeit, Zugang zum ÖPNV und zu Sharing-Angeboten sowie Zahlen, die die Ausstattung eines Quartiers mit Grünflächen oder sozialen Einrichtungen beschreiben. Aktuell erfolgt die beispielhafte Berechnung dieser Indikatoren für die Standorte innerhalb eines Quartieres in München. Im Rahmen des Kongresses werden die dann ganz aktuellen Ergebnisse zur räumlichen Verteilung des Index vorgestellt und gezeigt, wie sich daraus Empfehlungen für die Verbesserung des lokalen Mobilitätspotentials ableiten lassen. Wenn beispielsweise der Wert für den Index an bestimmten Orten niedriger als im Quartiersdurchschnitt ist, kann Handlungsbedarf identifiziert werden. Dieser lässt sich anhand der Ausprägungen für die einzelnen Indikatoren weiter spezifizieren und zum Beispiel erkennen, ob eher die Mobilitätsangebote anzupassen sind oder die Versorgung vor Ort ergänzt werden sollte. Der Beitrag präsentiert außerdem die Erkenntnisse eines Workshops mit Stakeholdern aus der kommunalen Verwaltung und Wirtschaft zur Anwendbarkeit des Index in der Praxis. Auf dieser Grundlage soll diskutiert werden, inwiefern der Index auch auf andere Quartiere und Situationen inhaltlich und methodisch übertragbar ist.