Analysis of Development in the former Inner-German Border Regions after the German Reunification with Earth Observation Data

Kurzfassung

Weltweit steigt im 21. Jahrhundert die Zahl der stark befestigten Grenzen. Immer mehr Staaten versuchen, sich aus geopolitischen Gründen von ihren Nachbarn abzuschotten. Der überraschende Abriss Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre der befestigten Grenzen, die den Eisernen Vorhang bildeten, lässt jedoch vermuten, dass auch dieser Trend nicht ewig anhalten wird. Daher ist es von entscheidender Bedeutung zu wissen, wie sich diese lang anhaltenden erzwungenen Trennungen auf die Entwicklung in den Grenzregionen nach dem Abriss der Befestigungsanlagen auswirken, die in der Regel zuvor unter ihrer dezentralen Lage leiden. Die vorliegende Arbeit, die am Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum im Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen bei München erstellt wird, versteht Entwicklung als vom Menschen verursachte Transformationsprozesse der Umwelt. Sie hat zum Ziel, den Einfluss langjähriger Abschottungen durch schwere Grenzanlagen auf die Entwicklung in grenznahen Regionen nach Grenzöffnungen am Beispiel der deutschen Teilung zu analysieren. Seit 1952 sind die Regionen angrenzend an die innerdeutsche Grenze, die 37 Jahre lang die Deutsche Demokratische Republik im Osten von der Bundesrepublik Deutschland im Westen mit schweren Grenzbefestigungen trennte, räumlich extrem verändert und in Bereichen wie Demographie, Wirtschaft und Natur nachhaltig beeinflusst worden. Für die Analyse der Entwicklung auf beiden Seiten, der ehemaligen westdeutschen Seite und der ehemaligen ostdeutschen Seite der ehemaligen innerdeutschen Grenze nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 bis zum Jahr 2018 werden die vier Näherungsattribute Siedlungsfläche, Nachtlichtemission, Bevölkerung, und Landnutzungsbedeckung verwendet, die alle durch satellitengestützte Erdbeobachtung erfasst wurden. Die Ergebnisse zeigen in der Regel große Unterschiede zwischen der Entwicklung in den ehemaligen Grenzregionen und dem jeweiligen Staat seit der deutschen Wiedervereinigung. In der Regel weisen die ehemaligen Grenzregionen eine geringere Entwicklung auf als der jeweilige gesamte Staat. Die Analyse kommt auch zu dem Ergebnis, dass es innerhalb der ehemaligen Grenzregionen große regionale Disparitäten gibt, da in den ehemaligen westdeutschen Grenzregionen mehr Aktivität gemessen wird als in den ehemaligen ostdeutschen Grenzregionen. Darüber hinaus hat die Nähe zu den ehemaligen Grenzübergängen eine Sogwirkung für Entwicklung, die dazu führte, dass dort mehr Aktivität stattfindet als in den angrenzenden Regionen entlang der gesamten ehemaligen Grenze. Auch die Entfernung zur ehemaligen Grenze hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung. Gebiete, die direkt an die ehemalige Grenze angrenzen, weisen in der Regel eine geringere Aktivität auf als weiter entfernte Gebiete, mit Ausnahme der Regionen in der Nähe der ehemaligen Grenzübergänge, auch mehr als 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung. Nicht zuletzt zeigen die Ergebnisse, dass die Nähe zur ehemaligen Grenze weiterhin als einzigartiger Rückzugsort für die biologische Vielfalt dient und weniger von der fortschreitenden Urbanisierung in Deutschland betroffen ist.