Anforderungen für das Situationsbewusstsein von Kampfflugzeugpiloten bei der Luftbetankung mit dem Probe-and-Drogue-Verfahren

Kurzfassung

Die Luftbetankung mit Sonde und Fangtrichter ist ein fliegerischer Vorgang mit einer sehr hohen Arbeitsbelastung für Piloten von Kampfflugzeugen. Der nahe Formationsflug zum Tankerflugzeug, die erforderliche Präzision beim Herstellen des Kontaktes mit dem Betankungskorb, hoher zeitli-cher Druck und Umwelteinflüsse sind die Hauptgründe dafür. Das DLR forscht im Projekt F(AI)²R (Future Air-to-Air Refueling) an Assistenz- und Automatisierungssystemen zur Luftbetankung. Im Rahmen dieses Projektes wurde der Luftbetankungsprozess aus Sicht der Piloten im Empfänger-flugzeug detailliert analysiert, um deren Erfahrungen direkt in den Entwicklungsprozess entspre-chender Systeme zu integrieren. Hierzu wurde eine hierarchische Aufgabenanalyse (HTA) mittels Literaturrecherche und semistruk-turierten Interviews mit Piloten durchgeführt. Es wurden vier Testpiloten der Wehrtechnischen Dienststelle 61 sowie sechs Tornadopiloten und zehn Eurofighterpiloten der deutschen Luftwaffe befragt. Anschließend wurden aus der HTA die „Situational Awareness Requirements“ bestimmt, welche die relevanten Parameter für das Situationsbewusstsein darstellen. Ermittelt wurden insge-samt 64 Parameter, darunter zum Beispiel die Distanz oder die Annäherungsgeschwindigkeit von der Betankungssonde zum Korb. Die identifizierten Parameter wurden zusätzlich von den befrag-ten Piloten hinsichtlich deren Relevanz in den verschiedenen Phasen der Luftbetankung bewertet und in Ranglisten sortiert. Im Rahmen des Vortrages werden die angewendete Methodik sowie die Ergebnisse der Studie vorgestellt, welche bei der Entwicklung von Assistenz- und Automatisierungsfunktionen zur Luftbe-tankung genutzt werden. Parallel entsteht im Projekt F(AI)²R ein Kampfflugzeugsimulator, mit dem entsprechende Konzepte prototypisch umgesetzt und mit Testpiloten evaluiert werden sollen.