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Lärmwirkungsforschung in Deutschland - Wo wir stehen und wohin wir gehen

Bartels, S. (2020) Lärmwirkungsforschung in Deutschland - Wo wir stehen und wohin wir gehen. Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress, 01.-03. September 2020, virtuell.

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Kurzfassung

Die Erforschung der Folgen von Fluglärm auf den Menschen blickt in Deutschland auf eine lange Tradition zurück. Breite Bereiche psychischer und physischer Lärmwirkungen sind bereits untersucht worden, wenn auch bis heute noch nicht vollständig in ihrer Komplexität und ihren Wechselwirkungen verstanden. Aus technologischen und operationellen Entwicklungen im Flugverkehr entstehen neue Forschungsaufgaben. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Stand der deutschen Lärmwirkungsforschung mit einem Schwerpunkt auf den Arbeiten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsprojekte. Schlafstörungen gelten neben der Lärmbelästigung als die am weitest verbreitete Folge anhaltender (nächtlicher) Fluglärmbelastung. Ein zentrales Ziel der lärmwirkungsbezogenen Schlafforschung ist die Erarbeitung einer Grundlage für Lärmschutzmaßnahmen, die nicht nur rein akustisch- physikalische Kennzahlen verwendet, sondern auch physiologische Kriterien zugrunde legt. Vor etwa 15 Jahren etablierte das DLR ein Konzept für die Festsetzung von nächtlichen Lärmschutzgebieten, das auf der Anzahl durch Lärm bedingter Aufwachreaktionen pro Nacht als wichtiges schlafphysiologisches Kriterium beruht. Dieser Ansatz ging bereits in die Festlegung von Lärmschutzzonen oder zumindest in die Entwicklung von nächtlichen Fluglärmindizes an den Flughäfen Leipzig/Halle, Frankfurt (Main) und Zürich ein. Derzeit und in naher Zukunft wird untersucht, inwieweit der gefundene Zusammenhang zwischen Lärmbelastung und Beeinträchtigungen des Schlafes auch auf vulnerable Gruppen übertragbar ist, also Bevölkerungsgruppen, von denen eine höhere Anfälligkeit gegenüber Lärmwirkungen angenommen wird. Für eine dieser Gruppen, Kinder, konnten in der Vergangenheit bereits Effekte chronischer Fluglärmbelastung auf die kognitive Leistung (z.B. das Leseverständnis) gezeigt werden. Ein kürzlich abgeschlossenes DLR-Projekt untersuchte die Wirkungen nächtlichen Fluglärms auf den Schlaf sowie die morgendliche kognitive Leitungsfähigkeit und Belästigung bei Kindern. Welche akuten Folgen nächtlicher Fluglärm für den Schlaf, den Blutdruck die Belästigung von älteren Menschen, einer weiteren vulnerablen Bevölkerungsgruppe, hat, ist Gegenstand einer geplanten DLR-Studie. Für Lärmbelästigungen ist hinlänglich belegt, dass nur etwa ein Drittel der Varianz in den Belästigungsurteilen durch derzeitig verwendete akustische Parameter erklärt werden kann. Hier existiert der Bedarf an verbesserten Lärmbewertungsmaßen, die bspw. auch Aspekte der Lärmverteilung und Ruhezeiten einbeziehen. Der beachtliche Einfluss von Einstellungen, persönlichen Erwartungen und Vertrauen in Lärmverantwortliche auf das Belästigungsurteil war und ist in den letzten Jahren immer wieder Bestandteil nationaler und internationaler Studien gewesen. Gegenwärtig wird z.B. untersucht, inwieweit eine transparente und verständliche Informationspolitik das Vertrauen in Lärmautoritäten und die Akzeptanz von Flugverkehr erhöhen und, in Konsequenz, die Belästigung bei Lärmbetroffenen reduzieren kann. Neue Technologien und Verkehrskonzepte stellen die Lärmwirkungsforschung darüber hinaus vor neue Fragestellungen: Wie werden neuartige Flugzeugkonzepte akustisch wahrgenommen? Wie lassen sich Informationen zur Akzeptanz oder Ablehnung dieser Geräusche schon im Konzeptionsstadium vorhersagen? Wie soll der Betrieb von neuartigen (leiseren) Sonic-Boom-Flugzeugen, Transportdrohnen oder Vehikeln im Rahmen der Urban Air Mobility gestaltet werden, so dass Anwohner möglichst wenig belästigt und/oder hinsichtlich ihres Schlafes beeinträchtigt werden? Epidemiologischen Studien zeigten wiederholt kleine, aber meist signifikante Effekte anhaltender Fluglärmbelastung auf das Risiko für physische (z.B. Bluthochdruck) und psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen). Der Einfluss von weiteren nicht-akustischen Faktoren wie etwa psychosozialen Belastungen durch Beruf und Familie, sozioökonomische Einschränkungen oder städtebauliche und räumliche Gegebenheiten wurden bis jetzt jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Des Weiteren wurden die verschiedenen physischen und psychischen Lärmwirkungen bisher separat betrachtet und mögliche Wechselwirkungen vernachlässigt. Eine wesentliche Herausforderung in naher Zukunft ist die Zusammenführung technischer, humanwissenschaftlich-medizinischer und städtebaulicher Disziplinen zu einer ganzheitlichen Lärmwirkungsforschung, die nicht nur Zusammenhänge erklärt, sondern auch Risiko- und Schutzfaktoren identifiziert und Interventionsmaßnahmen ableitet.

elib-URL des Eintrags:https://elib.dlr.de/136499/
Dokumentart:Konferenzbeitrag (Vortrag)
Titel:Lärmwirkungsforschung in Deutschland - Wo wir stehen und wohin wir gehen
Autoren:
AutorenInstitution oder E-Mail-AdresseAutoren-ORCID-iDORCID Put Code
Bartels, S.susanne.bartels (at) dlr.deNICHT SPEZIFIZIERTNICHT SPEZIFIZIERT
Datum:2020
Referierte Publikation:Ja
Open Access:Nein
Gold Open Access:Nein
In SCOPUS:Nein
In ISI Web of Science:Nein
Status:veröffentlicht
Stichwörter:Verkehrslärmwirkungen, DLR, Lärmwirkungsforschung, Schlaf, Belästigung
Veranstaltungstitel:Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress
Veranstaltungsort:virtuell
Veranstaltungsart:nationale Konferenz
Veranstaltungsdatum:01.-03. September 2020
HGF - Forschungsbereich:Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr
HGF - Programm:Luftfahrt
HGF - Programmthema:Luftverkehrsmanagement und Flugbetrieb
DLR - Schwerpunkt:Luftfahrt
DLR - Forschungsgebiet:L AO - Air Traffic Management and Operation
DLR - Teilgebiet (Projekt, Vorhaben):L - Faktor Mensch und Sicherheit in der Luftfahrt (alt)
Standort: Köln-Porz
Institute & Einrichtungen:Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin > Schlaf und Humanfaktoren
Hinterlegt von: Sender, Alina
Hinterlegt am:29 Okt 2020 12:42
Letzte Änderung:29 Okt 2020 12:42

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