Zentraler Blutdruck und aortale Pulswellengeschwindigkeit vor und nach sechs Monaten Aufenthalt in Schwerelosigkeit

Abstract

Einleitung: Zentraler Blutdruck und Pulswellengeschwindigkeit zeigen eine höhere prognostische Güte hinsichtlich Endorganschäden und kardiovaskulären Risiko als der periphere Blutdruck. So geartete Messungen, welche zur Früherkennung von kardiovaskulären Schäden in der Routine genutzt werden, wurden bisher nicht nach Langzeit-Raumflug durchgeführt. Wir nutzen ein leicht durchführbares, nicht invasives Verfahren um diese Variablen in Kosmonauten zu bestimmen. Fragestellung: Wie beeinflussen sechs Monate Aufenthalt in Schwerelosigkeit den zentralen Blutdruck und die aortale Pulswellengeschwindigkeit? Methodik: Wir führten an acht Kosmonauten in liegender Körperhaltung mehrfache Ruhemessungen 90-65 Tage vor Raumflug (PRE) sowie vier (R+4) und acht (R+8) Tage nach Wiederkehr durch. Es erfolgte eine nicht invasive Bestimmung des zentralen Blutdrucks und Pulswellengeschwindigkeit mittels oszillometrischer Manschettenmessung am Oberarm (Mobil-O-Graph PWA; I.E.M, Stollberg, Deutschland). Die statistische Analyse erfolgte mittels T-Test. Die Ergebnisse sind als Mittelwert ± Standardabweichung dargestellt. Ergebnisse: Der Herzfrequenz betrug vor dem Flug 58,4±6.5 min-1, 70,3±5,2 an R+4 und 66,2±9 an R+8 (beide p<0.05 im Vergleich zu PRE).Im Vergleich zu PRE waren der periphere systolische und mittlere Blutdruck an R+4 signifikant erhöht, (systolischer Blutdruck=119,9±13,4 mmHg vs. 134±19,7 mmHg, p<0.05; mittlerer Blutdruck= 97,7±10,8 mmHg vs. 107±12,1 mmHg p<0.05), jedoch unverändert an R+8. Der zentrale systolische und diastolische Blutdruck sowie der zentrale Pulsdruck waren nach dem Flug nicht signifikant erhöht. Die aortale Pulswellengeschwindigkeit war nach dem Flug ebenfalls nicht signifikant erhöht (PRE=6,6±0,8 m/s; R+4=7,2±0,8 m/s; R+8=7,1±0,5 m/s). Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu Herzfrequenz und peripherem Blutdruck konnte kein relevanter Unterschied für zentralen Blutdruck und Pulswellengeschwindigkeit untersucht werden. Dies deutet auf ein nicht wesentlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko nach LangzeitRaumflug hin. Jedoch kann eine relevante kardiovaskuläre Schädigung insbesondere durch kosmische Hintergrundstrahlung nach längerer Exposition nicht ausgeschlossen werden.