Über das Wesen von Qualität im Verkehr

Kurzfassung

Qualität äußert sich im Verkehrswesen in zahlreichen Facetten: Wie gut gelingt der Ausgleich zwischen (gestiegenen) Mobilitätsanforderungen und den daraus resultierenden negativen Umweltwirkungen? Wie sicher und effizient sind die eingesetzten Betriebs- bzw. Verkehrssteuerungskonzepte einschließlich der zugehörigen Verkehrsmittel? Welchen Einfluss haben – im Sinne von Strukturqualität – gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen wie Demographie oder die Finanzausstattung der verschiedenen Verkehrsträger auf die Qualität im Verkehr? Wie viel Qualität muss unter Beachtung von Wirtschaftlichkeit und anderen Rahmenbedingungen überhaupt sein? Qualität ist in ihrer Vielschichtigkeit letztlich die zentrale Zielgröße bei der Gestaltung und Beurteilung heutiger wie zukünftiger Verkehrssysteme. Zugleich ist die Bewertung der Qualität verkehrlicher Maßnahmen bzw. sogar schon des Verkehrsflusses selbst aufgrund unzureichender Daten oftmals durch einen hohen Grad an Unsicherheit gekennzeichnet. Ausgehend von der gängigen Normdefinition (DIN EN ISO 9000) entwickelt der Vortrag anhand leicht nachvollziehbarer Beispiele einen erweiterten, wahrscheinlichkeitsbasierten Qualitätsbegriff, der genau diese Unsicherheit – genauso wie den teilweise subjektiven Charakter von Qualität – formal und inhaltlich abzubilden vermag. Von besonderem Interesse ist dabei die prozedurale (d.h. prozessorientierte) Modellierung von Abhängigkeiten zwischen qualitätsrelevanten Faktoren und Komponenten des Verkehrssystems in Form bedingter Wahrscheinlichkeiten. Anwendungen liegen z.B. in Modellen zur Fehlerfortpflanzung bzw. -diagnose in komplexen, technischen Systemen oder in der Qualitätsprognose bei nicht direkt messbaren Prozessen.