Effekte von Müdigkeit auf die Teamarbeit im Kontrollzentrum

Kurzfassung

Einleitung: Die Leistungsfähigkeit von Operator/innen in Kontrollzentren muss auch unter ungünstigen Bedingungen, wie unter Müdigkeit während einer Nachtschicht, gewährleistet sein. Während die Risiken von Müdigkeit in Bezug auf die individuelle Leistung umfassend belegt ist, beschäftigt sich unser Forschungsansatz mit dem Einfluss von Schlafmangel auf die Gruppenleistung und dem Potenzial von Teamarbeit, um müdigkeitsbedingten Fehlreaktionen entgegenzuwirken. Methode und Erkenntnisse: In einer Kontrollzentrumssimulation zeigte sich in einer ersten Studie (DLR-Projekt Coco, 2016, n = 48), dass monotone Überwachungsaufgaben nach 24 Stunden Schlafentzug auch im Team beeinträchtigt waren, Aufgaben zum logischen Problemlösen in einer Diagnoseaufgabe jedoch nicht. Da die Diagnoseaufgabe im Vergleich zur Monitoringaufgabe nicht nur durch unterschiedliche kognitive Anforderungen, sondern auch durch eine höhere Interaktion und Unterstützungsmöglichkeiten im Team gekennzeichnet war, wurden Einzel- und Teamarbeit in der Kontrollzentrumssimulation unter Schafentzug miteinander verglichen (DLR-Projekt ITC, 2019/2020, n = 66). In dieser Studie wurden in der Überwachungsaufgabe durchgängig Leistungseinbrüche während einer Nacht ohne Schlaf im zirkadianen Tief im Vergleich zum ausgeruhten Zustand nach 8 Stunden Schlaf (Kontrolle) festgestellt. In der Diagnoseaufgabe hingegen, wurden die Müdigkeitseffekte durch die Teamarbeit teilweise kompensiert und die Versuchsteilnehmer waren im Gegensatz zur Einzelarbeit unter Schlafentzug sogar noch genauer als in der Kontrollbedingung und passten ihre Kommunikation entsprechend an. Die beobachtete Müdigkeitsmitigaton durch Teamarbeit legt die Möglichkeit von Unterstützung durch KI-Assistenten unter Müdigkeit nahe. In einer kürzlich abgeschlossenen Studie (DLR-Projekt LOKI, 2025, n = 70) untersuchten wir das Potenzial eines KI-basierten Operators bei der Zusammenarbeit unter Müdigkeit. Hierbei wurde die Kollaboration mit einem hoch-transparenten KI-System der Zusammenarbeit mit einem niedrig-transparenten KI-System unter Schlafentzug und einer Kontrollbedingung gegenübergestellt. Im Fokus standen sowohl die Operatorleistung als auch Aspekte der Teamarbeit und des Vertrauens in die KI. Ziel ist es, aus den anstehenden Datenauswertungen Empfehlungen für den Einsatz eines Agenten im Kontrollzentrum während einer Nachtschicht geben zu können.