Affekt während Bettruhestudien: Haben Neurotizismus und Extraversion einen Einfluss auf Affektverläufe von Studienteilnehmenden?

Kurzfassung

Langzeitbettruhestudien sind eine etablierte Studienform, um Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf den Körper zu simulieren. Hierfür liegen Studienteilnehmende über einen längeren Zeitraum in einer 6°-Kopf-Tieflage im Bett und sind mit eingeschränkter Privatsphäre, einer hohen Abhängigkeit von Dritten und limitiertem sozialen Austausch konfrontiert. In anderen Bettruhestudien oder in antarktischen Isolationsstudien konnte bereits gezeigt werden, dass Persönlichkeitsfaktoren wie Neurotizismus und Extraversion auch unter derart herausfordernden Bedingungen einen Einfluss auf die Stimmung hatten. Befunde aus dem Alltag weisen zudem darauf hin, dass Neurotizismus mit einem negativeren Affekt sowie einer stärkeren Affektvariabilität und -reaktivität auf negative Ereignisse einhergeht. Extraversion wird hingegen mit einer positiven, eher stabilen und weniger reaktiven Stimmung assoziiert. Ziel dieser Studie war es, positiven und negativen Affekt im Verlauf von Bettruhestudien unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsvariablen zu untersuchen. Zur Analyse werden die Daten dreier Bettruhestudien (30 bzw. 60 Tage) mit insgesamt 82 Studienteilnehmenden herangezogen. Zur Messung des Affekts wurde einmal am Tag eine Kurzversion des PANAS mit 8 Items vorgegeben. Persönlichkeit wurde einmalig mit dem NEO-FFI bzw. dem NEO-PI-R erfasst. Eine Datenerhebung von weiteren 12 Studienteilnehmenden ist geplant. Aufgrund der genesteten Datenstruktur (Zeitpunkte genestet in Personen) werden die Hypothesen mithilfe von Multilevelmodellen geprüft. Da aktuell die Präregistrierung für diese Analyse vorbereitet wird und zusätzlich noch weitere Daten erhoben werden, liegen zu diesem Zeitpunkt noch keine Ergebnisse vor. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf den Einfluss individueller Persönlichkeitsmerkmale auf Affekt, Affektvariabilität und Affektreaktivität – insbesondere vor dem Hintergrund der herausfordernden Bedingungen in Bettruhe – diskutiert und die Implikationen der Erkenntnisse für die Durchführung von Bettruhestudien reflektiert.