Die Wirkung von Alkohol und Schlaf während eines simulierten Passagierflugs auf Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Schlafqualität

Kurzfassung

Einleitung: Der Schlaf in einem Flugzeug auf Reiseflughöhe wird durch die hypobare Atmosphäre in der Kabine beeinträchtigt. Passagiere konsumieren häufig Alkohol, u.a. um das Einschlafen zu erleichtern. In dieser Studie untersuchten wir die kombinierten Wirkungen von Alkoholkonsum und den hypobaren Bedingungen im Flugzeug auf den Schlaf, die Sauerstoffsättigung (SpO2) und die Herzfrequenz (HF). Methodik: Achtundvierzig gesunde Probanden wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert auf zwei Gruppen aufgeteilt. Alle Probanden schliefen jeweils zwei Nächte für 4 Stunden (0:00 bis 04:00 Uhr). Die Kontrollgruppe schlief unter normalen atmosphärischen Bedingungen (N=23, 9 Frauen, durchschnittliches Alter ± Standardabweichung 26 ± 6 Jahre, Schlaflabor in 53 m Höhe) und die InFlight-Gruppe schlief in hypobaren Bedingungen in der Druckkammer (N=17, 9 Frauen, 26 ± 5 Jahre, Druckkammer bei 753 hPa, Simulation einer Höhe von 2438 m). In einem Crossover-Design tranken die Teilnehmenden in einer der beiden Nächte eine Stunde vor dem Schlafengehen Wodka. Fünfzehn Minuten vor dem Schlafengehen hatten die Probanden beider Gruppen eine Blutalkoholkonzentration von 0,4 ± 0,2‰ erreicht. Zur Erholung lagen min. zwei 8-stündige Nächte zwischen den Bedingungen. Gemischten ANOVAs verglichen die Polysomnographie und die HF zwischen den Gruppen und Bedingungen. Die Daten der SpO2 wurden entsprechend mit gepaarten und ungepaarten Wilcoxon-Tests verglichen. Paarweise Vergleiche wurden post-hoc für multiples Testen korrigiert. Ergebnisse: Die Kontrollgruppe hatte während des gesamten Schlafs (TST) unter alkoholfreien Bedingungen eine mediane (25./75. Perzentil) SpO2 von 95,88% (95,72/96,36) und eine HF von 63,74 bpm (55,55/70,98). Unter dem Einfluss von Alkohol sank die SpO2 auf 94,97% (94,59/95,33) und die HF stieg auf 76,97 bpm (65,17/79,52) an (beide p<0,001). Im Vergleich zu allen anderen Bedingungen war die SpO2 unter dem Einfluss von Alkohol in der InFlight-Gruppe niedriger (85,32% (82,86/85,93)) und die HF höher (87,73 bpm (85,89/93,86)) (alle p<0,001; InFlight ohne Alkohol: 88,07% (86,50/88,49), 72,90 bpm (70,90/78,17)). In der InFlight-Gruppe lag die SpO2 in der Alkoholbedingung während 95% des Schlafs (d.h. 201 Minuten) unter der Hypoxieschwelle von 90% SpO2. Zusätzlich war die Dauer des REM- und Tiefschlafs (N3) vermindert (REM: im Vergleich zu allen anderen Bedingungen p<0,047; N3: im Vergleich zu beiden Laborbedingungen p<0,003). Schlussfolgerungen: Während des Schlafs auf simulierter Reiseflughöhe wurden bei gesunden Probanden nach moderatem Alkoholkonsum lange und klinisch relevante Sauerstoffentsättigungen beobachtet, die von einer deutlichen Beschleunigung der Herzfrequenz begleitet wurden. Dies könnte das Risiko von Notfällen an Bord, insbesondere für ältere und vorerkrankte Passagiere, erhöhen.