Subjektive Wahrnehmung des Kooperationsverhaltens zwischen Autofahrenden an beidseitigen Fahrbahnverengungen

Kurzfassung

Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs von autonomen Fahrzeugen im Straßenverkehr ist es notwendig, kooperatives Verhalten und dessen Wahrnehmung im Straßenverkehr zu verstehen, um einen Mischverkehr zwischen menschlichen und autonomen Verkehrsteilnehmenden sicher und effizient gestalten zu können. Dies wurde in der vorliegenden Masterarbeit am Beispiel einer beidseitigen Fahrbahnverengung untersucht, da es keine gesetzliche Regelung des Vorrangsrechts gibt, wenn sich zwei Autofahrende aus entgegengesetzten Richtungen einer Engstelle nähern. Um die Wahrnehmung der Kooperation in dieser Situation zu erfassen, wurden Teilnehmenden im Rahmen einer Onlinestudie simulierte Videos von sich entgegenkommenden Fahrzeugen an einer Engstelle präsentiert. In den Videos wurden vier Einflussfaktoren variiert: 1) die laterale Position auf der Fahrbahn (früh, spät), 2) die Entfernung des Haltepunktes des bremsenden Fahrzeugs von der Engstelle (25m, 10m), 3) die Perspektive, aus der eine Situation gesehen wurde (durchfahrend, bremsend), und 4) die Ankunftsreihenfolge an der Engstelle (durchfahrende Person zuerst, gleichzeitig, bremsende Person zuerst). Zur Messung der Kooperationswahrnehmung wurden zehn Items anhand der vorliegenden Literatur zu Kooperation entworfen und die Skalenstruktur von acht der zehn Items durch eine explorative Faktorenanalyse bestätigt. Die Stichprobe umfasste 121 Probanden und Probandinnen, die in zwei Gruppen mit jeweils 59 und 62 Personen unterteilt waren. Die Ergebnisse zeigten, dass es keinen signifikanten Unterschied in der Kooperationswahrnehmung durch die laterale Position oder die Entfernung des Haltepunktes gab. Wurde ein Video aus Sicht der zuerst fahrenden Person gesehen, wurde die Situation kooperativer bewertet als aus Sicht der bremsenden Person. Ein Haupteffekt der Ankunftsreihenfolge sowie Interaktionseffekte zwischen Perspektive und Ankunftsreihenfolge als auch zwischen Ankunftsreihenfolge und der Entfernung des Haltepunktes wurden gefunden. Diese Ergebnisse liefern erste Anhaltspunkte für den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Wahrnehmung von Kooperation und sollten in Labor- oder Simulatorstudien repliziert werden, um Einflüsse durch beispielsweise technische Störfaktoren zu reduzieren und konkrete estaltungsempfehlungen für autonome Fahrzeuge abzuleiten.