Möglichkeiten und Grenzen von Methoden zur Analyse geolokalisierter, emotionsbezogener Variablen auf Social-Media-Plattformen - ein Scoping Review

Kurzfassung

Einleitung: Milliarden von emotionsbezogenen, georeferenzierten Social-Media- Daten liefern einen bedeutsamen Beitrag zur Public-Health-Forschung. Aufgrund ihrer komplexen Datenmenge sind geeignete Analysemethoden notwendig, um validierte Aussagen über die psychische Gesundheit und Lebensqualität der Allgemeinbevölkerung treffen zu können. Ziel des vorliegenden Scoping Review ist es, einen Überblick über vorhandene Analysemethoden von emotionsbezogenen, geo-referenzierten Variablen auf Social-Media-Plattformen zu geben, ihre Möglichkeiten und Grenzen zu diskutieren und Forschungslücken zu identifizieren. Methodik: Eine systematische Literaturrecherche nach englisch- und deutschsprachigen publizierten Artikeln erfolgte in acht Datenbanken und per Handsuche. Es wurden alle Arten von quantitativen, qualitativen und methodengemischten Studien im Quer- oder Längsschnittdesign, die zwischen 2010 und 2021 publiziert wurden, eingeschlossen. Inhalt und Struktur der Berichterstattung basierten auf dem PRISMA-ScR. Ergebnisse: Von insgesamt 902 Treffern wurden vierzehn Studien im Längsschnittdesign eingeschlossen. Drei Studien untersuchten Depressionen und elf Studien analysierten Dimensionen der Lebensqualität auf Twitter. Die Analysemethoden waren heterogen, insbesondere wurden hybride Methoden aus lexikonbasierten Ansätzen und unüberwachtem maschinellem Lernen für die Analyse der emotionsbezogenen Variablen genutzt. Präzise Geotags wurden in allen Studien verwendet, um Standorte zu identifizieren. Hotspot-Analysen, Cluster-und Ausreißeranalysen und lineare als auch multivariable Regressionen wurden für die Analyse von georeferenzierten Variablen verwendet. Insgesamt ergab die Studienbewertung eine moderate Berichtsqualität innerhalb der Studien. Fazit: Social-Media-Analysen in der Public-Health-Forschung sind von einer praktischen Anwendung entfernt. Damit das Forschungsfeld als valider, ergänzender Ansatz zu traditionellen Erhebungsmethoden wie klinisch validierten Fragebögen anerkannt werden kann, bedarf es einer stärkeren Orientierung aus methodischer und ethischer Sicht.